Hello,
Für heute hatten wir eine Tour durch eine sogenannte „Township“ gebucht. Das ist ein Viertel (davon gibt es endlos in Kapstadt), wo die ärmeren Familien wohnen, in einfachen Häusern etc.
Wir sind um 13 Uhr los und die Tour hat um 13:30 Uhr begonnen. Wir waren insgesamt eine Gruppe von 11 Leuten und hatten einen sehr netten Guide – den Gottfryd Claas. Er selbst lebt in dem Township das wir heute besucht haben. Wir sind zuerst mit dem Auto auf einen Hügel gefahren – von dort hatte man einen guten Überblick über „District 6“. Die Stadt kann man einteilen in ein „neues“ (Innenstadt) und ein „altes“ Kapstadt. Das „alte Kapstadt“ beinhaltet die ganzen Häuser am Fuße der Berge – das waren früher die Districts. Damals gab es jeweils einen District für die Menschen aus Indien, für Muslime usw. District 6 ist heute nur noch ein riesiger unbewohnter Bereich von Feld und Sträuchern – früher war das allerdings der Ort, in dem die Männer zum Aufbau Kapstadts gewohnt und gearbeitet haben. Als von der weißen Regierung jedoch das System der Apartheit (auch Rassentrennung genannt) durchgesetzt wurde, wurden die Menschen durch polizeiliche Gewalt vertrieben und die Häuser abgerissen. Die Einwohner mussten dementsprechend woanders wohnen und so sind über die Zeit die Townships entstanden.
Anschließend sind wir in die Township „Langa“ gefahren. „Langa“ gibt es seit 100 Jahren und bedeutet übersetzt „Sonne“ und ist eins der zwei ersten Townships von damals gewesen. Zudem ist es heute die Kleinste mit 70.000 Einwohnern (die Größte hat fast 1,2 Mio.) und ist auch die am meisten von Touristen Besuchteste. Nachdem Langa die kleinste Township ist, ist sie demnach auch die sicherste – je größer desto gefährlicher. Im Prinzip kann man sich das dort vorstellen wie ein kleiner eigenständiger abgelegener Ort mit eigener Infrastruktur und Sprache (neben Englisch und Africaans). Es gibt 5 eigene Grundschulen und 5 High Schools, Krankenhäuser, Werkstätten und alles was ein kleiner Ort an Einrichtungen benötigt. Die Menschen dort haben auch einen großen Sinn für Gemeinschaft und kennen sich untereinander wie Familie. Je nach Gegend gibt es aber auch dort unterschiedliche Lebensformem wie Einfamilienhäuser von reicheren Menschen, oder Wohnungen und die „Shacks“.
Vor Ort wurden wir von einem anderen Füher – dem Simosakhe – durch die Viertel geführt und er hat uns eine Menge zu den Lebensumständen der Menschen erklärt.
Früher wurden Hostels gebaut ursprünglich gedacht für Single Männer, die nach Kapstadt gekommen sind um hier zu arbeiten. So ein Hostel hat 6 Zimmer mit jeweils 3 Betten und eine Küche, eine Toilette und eine Dusche. Mit der Zeit haben die Männer allerdings illegal ihre Familien mit dorthin gebracht und heute leben in diesen 6 Zimmern ganze 16 Familien – pro Zimmer also nicht nur 3 Leute sondern 3 Familien. In der Regen schlafen die Eltern in den Betten und die Kinder auf dem Boden in der Küche oder auf Bänken. Unter der damaligen Regierung von Nelson Mandela wurde die Renovierung dieser Hostels in Kraft gesetzt, sodass manche Familien Zugang zu Zwei-Zimmer-Wohnung mit eigenem Bad und eigener Küche hatten. Die Renovierungen wurden allerdings 2006 gestoppt, weshalb es bis heute noch eins dieser Hostel gibt. Trotz der Renovierungen kam es damals zu einem Platzproblem in den Hostels und deshalb haben sich manche Familien aus einfachen Materialien Blechhütten gebaut – die „shacks“. Meistens sind sie in der Nähe der Häuser ihrer Familien und Freunde geblieben für den Kontakt und den Wasseranschluss – hatten aber trotzdem mehr Platz.
„Shacks“ zu bauen ist hier eigentlich illegal aber sobald eins für 48 Stunden steht, ist es durch die Constitution geschützt und die Leute dürfen dort wohnen bleiben. Die Regierung weiß über die Situation der „Shacks“ Bescheid, arbeitet aber bisher noch an einem Plan um diese zu verbessern.
Auch wenn für uns diese Lebensumstände weit weit weg vom „Idealzustand“ sind, sind die Menschen total lebensfroh und die Kinder kamen strahlend auf uns zu gerannt. Der größte Wert ist für die Menschen bei ihren Familien, ihren Communities, ihrem Clan zu sein. Circa einmal im Jahr fahren sie zudem in ihre Heimat – die Villages – an die Westküste Südafrikas um sich dort mit ihrer Familie zu treffen. Die meisten dieser Menschen kommen nämlich ursprünglich aus anderen Orten Südafrikas und sind nach Kapstadt kommen, um hier eine Chance auf ein besseres Leben zu haben.
Gegen Ende habe ich noch zwei Kindern auf der Straße zwei Taschen mit Spiel- und Mal Sachen geschenkt und sie haben sich total gefreut ☺️.
Nach einer 1,5 stündigen Führung durch Langa und jede Menge spannenden Informationen ging es für uns langsam wieder zurück an die Waterfront. Dort haben wir noch schnell was am TimeOut Market gegessen und sind anschließend nach Hause gefahren.
Mein Fazit: Wenn man in Kapstadt ist, lohnt sich eine Tour durch eine Township auf jeden Fall. Es gibt zwar auch ein enormes Angebot an typischen touristischen Attraktionen, allerdings finde ich es auch wichtig die andere Seite und Realität dieser Kultur und der Einheimischen kennenzulernen.
Ich werde jetzt noch ein bisschen über die Eindrücke von heute zurückblicken und mich dann auch schon auf morgen freuen 🤫☺️🐧
Bis morgen!
#stayabroad #southafrica #capetown #township
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